Foto: Joanna Jonientz

Das Pferd – Gelassenheitstraining für Menschen

Einmal wieder brachten mich die Pferde auf die Idee, mir den Begriff Gelassenheitstraining genauer anzuschauen. Meistens versteht man darunter im Zusammenhang mit Pferden das Desensibilisieren der Pferde vor möglichen unerwarteten oder geplanten Reizen.

Hält man sich nun vor Augen, dass die Sensibilität – also die feine Wahrnehmung aller Reize – dem Pferd in der Natur hilft zu Überleben ist es für mich fraglich, ob das wirklich funktioniert, ohne dass das Pferd innerlich ein Stück weit abschaltet. Einmal ganz abgesehen davon, ob ich meinem Pferd das abtrainieren möchte. Aber vielleicht ist das ja sogar der erwünschte Effekt: das Pferd soll seinem Besitzer oder dem, der es führt oder reitet, die Entscheidung überlassen, was gefährlich ist und was nicht.

Unbequem für den Menschen daran ist, dass die Sinne der Pferde deutlich feiner sind, als die der meisten Menschen. D.h., dass sie uns was das Aufnehmen von Reizen und nonverbalen Botschaften, Gefühlen und Körperreaktionen anderer Lebewesen betrifft weit voraus sind.

Das Ziel ist, zumindest beobachte ich es so, dass der Mensch sich mit seinem Pferd sicher fühlen kann. Weil es gelernt hat, dass fremde und unerwartete Dinge nicht gefährlich sind. So weit so gut. Im Pferd muss das allerdings eine ziemliche schwierige innere Situation hervorrufen. Das erfordert nämlich, dass es pferdisch »problematische« Situationen aus menschlicher Sicht heraus bewertet. Bzw. das völlig an seinen menschen abgibt. Der Mensch führt, er muss führen, das Pferd lebt in einer Welt, die vom Menschen und seinen Lebensbedingungen geprägt ist. Mein Dilemma ist nun, ich brauche sensible Pferde, die ihre feine Wahrnehmung der Welt nutzen und ausprägen, damit sie mit Menschen arbeiten können. Das ist das eine. Das andere ist: ich möchte meinen Pferden nicht einen Teil ihrer Natur abtrainieren.

Wie kann ich mich also mehr auf die Natur der Pferde einlassen und trotzdem die Gelassenheit entwickeln, die sie brauchen, um mir folgen und vertrauen zu können – in unserer menschlich geprägten Welt, in der sie leben. Der Anfang von allem ist die Beziehung. Wir machen uns miteinander vertraut. Nicht dadurch, dass ich regelmässige Riten einhalte, sondern dadurch, dass sie darauf vertrauen können, dass ich bereit bin ihnen zuzuhören. Immer.

Wie kann man Pferden zuhören, wenn sie nicht sprechen?

1. Man kann Pferden nur zuhören, wenn man sich auf seine eigene tierische Natur einlässt. Es gibt keinen anderen Weg. Wir Menschen müssen uns als Menschentiere begreifen. Und schätzen lernen, welche tierischen Fähigkeiten wir haben.

2. Man kann Pferden nur zuhören, wenn man bereit ist seine eigenen nonverbalen Signale zu reflektieren und darin Inhalte zu entdecken, die der Verstand für Unsinn hält. Wir müssen dem Denken ein Stoppschild verpassen.

3. Man kann Pferden nur zuhören, wenn man seine eigenen verdrängten und ungelebten Eigenschaften und geschichten anschaut, also, Schattenarbeit macht. Sonst begegnet man in dem, was das Pferd sagt, einfach nur sich selbst, statt dem Pferd.

4. Man kann Pferden nur zuhören, wenn man begreift, dass das Leben viel größer, komplexer und zugleich einfacher ist, als alles, das der Mensch denken kann.

5. Man kann Pferden nur zhören, wenn man bereit ist Pferdeherden zu beobachten und alles zu vergessen, was man denkt über Pferde zu wissen. Man muss neu die Augen öffnen, und lernen sich zu wundern und Wunder für möglich zu halten.

6. Gelassenheit mit dem Pferd ergibt sich, wenn das Pferd sich darauf verlassen kann, dass ich ihm zuhöre und ihm erlaube es selbst zu sein, ohne Angst, dass ich es dann nicht mhr kontrollieren kann, weil es in seiner Welt allein gelassen wird, wenn der Mensch erwartet, dass es sich wie ein analysierender mensch verhält oder aus erlernter Hilflosigkeit heraus konditioniert handelt.

Darum geht es beim Gelassenheitstraining für Menschen.
Auch sehr hilfreich im Umgang mit anderen Menschen-Tieren

 

 

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